Allgemeine wirtschaftliche Lage in der Landwirtschaft

Extreme Wetterlagen und die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft sind in den beiden vergangenen Jahren öffentlich stark wahrgenommen worden. In 2017 gab es Spätfröste, Starkregen und Nässe; in 2018 führte die Dürre vor allem im Norden und Osten Deutschlands zur geringsten Getreide- und Futterernte seit der Jahrhundertwende. Mit einer knappen Futterversorgung und andauernder Trockenheit gehen weite Teile der deutschen Landwirtschaft in das Jahr 2019. Die Zunahme extremer Wetterereignisse und der langfristige Klimawandel machen die Herausforderungen für die Landwirtschaft deutlich. Von der Pflanzen- und Tierzüchtung bis hin zur Bodenbearbeitung, zur Bewässerung und zum Pflanzenschutz müssen Anbauverfahren angepasst werden. Im Zuge des Klimawandels kann Ernährungs- und Versorgungssicherheit nur mit mehr Knowhow, also einer wissensbasierten und effizienten Landwirtschaft erreicht werden. Die Land- und Forstwirtschaft ist mit nachhaltig erzeugter Bioenergie und mit Kohlenstoff-Bindung gleichzeitig ein wichtiger Teil der Lösung. Angepasstes und weiterentwickeltes Risikomanagement ist das Gebot der Stunde: Ansatzpunkte sind eine steuerliche Gewinnrücklage, die reduzierte Versicherungssteuer für sämtliche landwirtschaftliche Elementarschadenversicherungen und bessere Konzepte für Dürreversicherungen. Die Digitalisierung wird wichtiger Treiber und Lösungsansatz für Veränderungen in der Landwirtschaft sein. Mit Sensortechnik und mit Nutzung künstlicher Intelligenz kann eine neue Dimension von Ressourcenschonung und Tierwohl erreicht werden, die zugleich Wettbewerbsfähigkeit sichert. Voraussetzung hierfür ist eine leistungsfähige digitale Infrastruktur auf dem Land, ein wirklich flächendeckender Ausbau hochleistungsfähiger Glasfaser- und Mobilfunknetze (5G). Erst auf dieser Basis können Landwirte verstärkt in neue Technologien investieren. Vor diesem Hintergrund ist die wirtschaftliche Situation der Landwirtschaft zu sehen.

Zur wirtschaftlichen Lage:

Im Durchschnitt der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe verbesserten sich die Ergebnisse 2017/18 um ein Fünftel auf 65.200 Euro je Betrieb bzw. 45.700 Euro je Arbeitskraft. Die starken Einbußen aus den Jahren 2014 und 2015 sind damit zum Teil wieder aufgeholt. Dies gilt vor allem für die Milchviehhaltung, aber nicht durchgängig in allen Betriebszweigen. Für die Ackerbaubetriebe ist weiterhin wirtschaftliche Stagnation festzustellen. In der Schweinehaltung gingen die Ergebnisse 2017/18 zuletzt deutlich zurück. Für das laufende Wirtschaftsjahr 2018/19 wird mit einer Verschlechterung der Unternehmensergebnisse gerechnet, weil die Folgen des Dürresommers, maßgeblich bestimmt durch Ernteeinbußen und höhere Kosten, zu Buche schlagen werden.

Hohe wirtschaftliche Leistung der Landwirtschaft

Die Land-, Forstwirtschaft und Fischerei ist als Teil der Volkswirtschaft in Deutschland nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsbereich. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung macht heute (2017) zwar nur 0,9 Prozent und an den Erwerbstätigen rund 1,4 Prozent aus, doch ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft wesentlich größer. Die deutsche Land-, Forstwirtschaft und Fischerei erzielte 2018 einen Produktionswert von 60,9 Milliarden Euro. Das ist erheblich mehr als der Produktionswert des gesamten deutschen Textil-, Bekleidungs- und Schuhgewerbes mit 22,9 Milliarden Euro, des Papiergewerbes mit 38,3 Milliarden Euro oder der pharmazeutischen Industrie mit 49,5 Milliarden Euro.

Einkäufe der Landwirtschaft stützen die übrige Wirtschaft

Landwirte fragen viele Betriebsmittel, Investitionsgüter und Dienstleistungen nach. Es sind vor allem kleinere und mittlere Betriebe aus Handel, Handwerk und Gewerbe, die wirtschaftlich stark mit der Landwirtschaft verbunden sind. Viele Höfe nutzen darüber hinaus eine breite Palette von Dienstleistungen. Diese reichen von der Beratung über Wartungsarbeiten bis hin zu Tiergesundheits- und Qualitätsüberwachung. Die produktionsbedingten Ausgaben der deutschen Landwirtschaft betrugen im Jahr 2017 45,3 Milliarden Euro, wovon 9,9 Milliarden Euro auf Investitionen in Bauten und Maschinen entfallen. Zu den betriebsbedingten Ausgaben kommen u.a. die privaten Konsumausgaben der Land- und Forstwirte hinzu, die sich 2017 auf 9,2 Milliarden Euro beliefen.

Arbeitsproduktivität relativ stark gestiegen

Gemessen an der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen hat der Agrarsektor in Deutschland seine Produktivität in den letzten 20 Jahren stark gesteigert (+ 79 Prozent). Zum Vergleich: Im Durchschnitt der deutschen Wirtschaft stieg die Produktivität um 43 Prozent. In absoluten Zahlen bleibt jedoch ein Abstand zu anderen Wirtschaftsbereichen.

Moderne Landtechnik aus Deutschland stark gefragt

Die Landtechnik-Industrie ist ein wichtiger Vorlieferant der Landwirtschaft. In der Branche sind über 200 Unternehmen mit rund 31.500 Beschäftigten tätig. 2017 wurde in Deutschland Landtechnik im Wert von 5,6 Milliarden Euro verkauft. Ein Fokus der gegenwärtigen technologischen Entwicklung liegt auf der Vernetzung von Arbeitsprozessen mittels elektronischer Steuerung und dem Einsatz von Datenmanagementsystemen. Für 2018 wird mit einem Industrie-Umsatz von 8,4 Milliarden Euro gerechnet; das wären 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Exportgeschäft macht im Branchendurchschnitt rund 74 Prozent der Umsätze aus. Im bisherigen Rekordjahr 2013 betrug der Umsatz der deutschen Landtechnik-Industrie ebenfalls 8,4 Milliarden Euro.

Überdurchschnittlich hoher Preisanstieg bei Nahrungsmitteln

Die Inflationsrate – gemessen an der Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert – lag in Deutschland 2017 bei 1,7 Prozent. Das Preisniveau für Nahrungsmittel stieg mit plus 2,8 Prozent deutlich stärker an. Ähnlich sieht es in 2018 aus. Für 2018 wird mit einer Inflationsrate von 1,9 Prozent und mit einem Preisanstieg bei Nahrungsmitteln von etwa 2,4 Prozent gerechnet.

Nahrungsmittelpreise waren langfristig gesehen eine Inflationsbremse

Die Verbraucherpreise für Lebensmittel sind über viele Jahre hinweg deutlich langsamer angestiegen als die Verbraucherpreise insgesamt. Von 1991 bis 2007 änderten sich die Verbraucherpreise insgesamt jährlich im Durchschnitt um + 2,0 Prozent und die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel durchschnittlich um + 1,1 Prozent. Nach zwischenzeitlich starkem Auf und Ab stiegen die Preise für Nahrungsmittel von Mitte 2010 bis April 2014 deutlich stärker als die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Danach war bei den Lebenshaltungskosten und den darin enthaltenen Kosten. für Nahrungsmittel nur noch ein leichter Preisanstieg zu beobachten. Erst seit Ende 2016 zogen die Lebenshaltungskosten und insbesondere die Nahrungsmittelpreise stärker an.

Preise für Nahrungsmittel in Deutschland leicht über EU- Durchschnitt

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke waren 2017 in Deutschland 8 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt. Besonders hochpreisig waren Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke in Dänemark mit 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Das Preisniveau eines vergleichbaren Warenkorbs lag dort fast zweieinhalbmal so hoch wie in Rumänien (62 Prozent) oder Polen (65 Prozent).

Verbraucher geben einen immer kleineren Teil ihres Einkommens für Nahrungs- und Genussmittel aus

Die gesamten Verbraucherausgaben beliefen sich 2018 auf 1.637 Milliarden Euro. Davon entfielen 226,2 Milliarden Euro oder 13,8 Prozent auf Nahrungs- und Genuss - mittel. Dazu kommen rund 74,4 Milliarden Euro für Verpflegungsdienstleistungen in Gaststätten und Kantinen. Der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel an den gesamten Konsumausgaben ist gegenüber den beiden Vorjahren unverändert geblieben, im langjährigen Zeitvergleich aber deutlich zurückgegangen. Der Grund für diesen Langfristtrend liegt in den Einkommenssteigerungen und in dem unterdurchschnittlichen Anstieg der Nahrungsmittelprei - se. Der höhere Lebensstandard kommt besonders in zunehmenden Ausgaben für Wohnen, Verkehr, Freizeitaktivitäten und Gesundheitspflege zum Ausdruck.

Von einem Euro Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel erhält der Landwirt heute nur noch 23 Cent

Der Anteil der landwirtschaftlichen Verkaufserlöse an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel inländischer Herkunft lag im Jahr 2017 bei 23 Prozent. Anfang der 70er Jahre lag der entsprechende Anteil mit 48 Prozent mehr als doppelt so hoch. Bei Milch und Milcherzeugnissen betrug der Anteil in 2018 40 Prozent, bei Fleisch- und Fleischwaren gut 22 Prozent. Am niedrigsten ist der Erlösanteil nach wie vor bei Brotgetreide und Brotgetreideerzeugnissen mit knapp 4 Prozent. Seit 1950 sind die Löhne um das 23-zwanzigfache, die Brotpreise um das 12-fache gestiegen und die Getreidepreise unverändert geblieben Von 1950 bis 2017 hat sich der Nettostundenverdienst eines Industriearbeiters auf mehr als das 23-fache erhöht. Da die Brotpreise nur um das 12-fache gestiegen sind, kann sich der Industriearbeiter für seinen Stundenlohn heute (2017) doppelt so viel Brot kaufen wie noch vor 67 Jahren. Der Weizenerzeugerpreis lag 2017 in etwa auf dem Niveau von 1950; bezogen auf das Endprodukt wie ein dunkles Mischbrot erlöst der Landwirt nur knapp 6 Prozent. Demgegenüber waren es 1950 entsprechend noch zwei Drittel des Brotpreises. Wären die Weizenpreise seit 1950 genauso stark gestiegen wie die Inflationsrate, dann könnten die Erzeuger für einen Doppelzentner (100 kg) heute etwa 89 Euro erlösen.

Ökologischer Landbau

Was zeichnet den ökologischen Landbau aus

Im ökologischen Landbau werden möglichst geschlossene betriebliche Kreisläufe angestrebt. Futter und Nährstoffe für Tier und Pflanze sollen weitgehend auf eigener Betriebsfläche erzeugt werden, ein Zukauf externer Betriebsmittel ist stark eingeschränkt und muss bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls aus ökologischer Erzeugung stammen. Der ökologische Landbau verfolgt das Ziel, besonders umweltfreundlich, bodenschonend und tiergerecht zu wirtschaften. Ökologisch wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe werden mindestens einmal jährlich speziell kontrolliert.

1,37 Millionen Hektar Ökofläche in 29.400 Betrieben

Ende 2018 wurden 1,37 Millionen Hektar und damit 8,2 Prozent der Agrarfläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Das sind rund 125.000 Hektar mehr als Ende 2017; im Vorjahr hatte der Zuwachs 160.000 Hektar betragen. Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe stieg bis Ende 2017 um 2.995 auf 29.395. Damit sind 11,0 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland auf Öko-Landbau spezialisiert. Den größten Ökozuwachs gab es 2017 in Sachsen-Anhalt und in Sachsen mit plus 19,8 bzw. 19,2 Prozent.

Ökologischer Landbau in der EU

In der EU wurde 2018 eine Fläche von 12,8 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet, etwa 42 Prozent mehr als noch 2010. Vom Anbauflächenumfang steht Deutschland mit 1,4 Millionen Hektar (2018) nach Spanien, Italien und Frankreich an vierter Stelle der größten Ökoanbauländer in der EU. Während die Öko-Anbaufläche in Frankreich seit 2010 deutlich zugenommen hat und auch in Deutschland kräftig wächst, ging sie im Vereinigten Königreich und den Niederlanden hingegen zurück. Weltweit betrug die registrierte Ökolandbaufläche in 2017 etwa 57,8 Millionen Hektar.

Bioenergie und Nachwachsende Rohstoffe

Wirtschaftliche Impulse durch Bioenergie

Die größten wirtschaftlichen Impulse der Erneuerbaren Energien kommen aus der Erzeugung von Bioenergie. Biomasse für Strom, Wärme und Biokraftstoffe machten 2017 mit etwa 10,5 Milliarden Euro knapp zwei Drittel der Umsätze von Erneuerbaren-Energien-Anlagen aus. Energiemäßig stellte Bioenergie 2017 54 Prozent der Erneuerbaren Energien in Deutschland bereit, weitere 8 Prozent stammen aus biogenen Abfällen.

Nachwachsende Rohstoffe mit großer Bedeutung

Landwirtschaftliche Nutzpflanzen zur Energiegewinnung nehmen in Deutschland 2,35 Millionen Hektar ein. Das entspricht 20 Prozent der Ackerfläche bzw. 14 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Hauptenergiepflanzen sind Silomais und Raps. Weitere 0,3 Millionen Hektar entfallen auf Industriepflanzen, vor allem Stärkekartoffeln und Raps. Der langjährige Aufwärtstrend des Anbaus nachwachsender Rohstoffe ist seit 2014 zum Stillstand gekommen, bei Raps sogar leicht rückläufig.

Mais und Raps sind wichtigste „NawaRos“

Mais nimmt im Anbaujahr 2018 eine Fläche von 2,5 Millionen Hektar ein, davon entfallen etwa 0,9 Millionen Hektar auf Energiemais. Der deutlich überwiegende Teil dient der Fütterung des Viehs (Maissilage) und der Körnermaisernte. Mais zählt zu den ertragsstärksten Energiepflanzen für die Biogasproduktion. Die flächenmäßig zweitwichtigste Energie- und Industriepflanze in Deutschland ist mit etwa 844.000 Hektar Anbaufläche in 2017 der Raps, bei einer Raps-Gesamtfläche von 1,3 Millionen Hektar.

Erneuerbare Energie für Wärme und Verkehr zu fast 90 Prozent aus Biomasse

Knapp zwei Drittel der Erneuerbaren Energien stammen aus Biomasse. Bei der Mobilität gibt es zu Biokraftstoffen unter den Erneuerbaren Energien kaum eine wirtschaftlichere Alternative. In der Wärmenutzung ist Biomasse ohne staatliche Förderung konkurrenzfähig. Bei der Stromerzeugung ist Biomasse im Vergleich zu Wind und Sonne besser regelbar, speicherbar und damit verlässlicher.

Ein Drittel Strom aus Erneuerbaren Energien

Der Strom aus Erneuerbaren Energien erreichte im Jahr 2017 mit einer Produktion von 218 Milliarden Kilowattstunden 33 Prozent der deutschen Stromerzeugung. Die erneuerbare Stromerzeugung ist 2017 deutlich um etwa 15 Prozent bzw. 28 Milliarden Kilowattstunden gewachsen, vor allem wegen höherer Windstromerzeugung. 51 Milliarden Kilowattstunden und damit etwa 23 Prozent des erneuerbaren Stroms wurden in 2018 aus Biomasse gewonnen.