Allgemeine wirtschaftliche Lage in der Landwirtschaft

Nach zwei Krisenjahren hat sich die wirtschaftliche Lage der deutschen Landwirtschaft im Jahr 2017 in einigen Betriebszweigen wieder verbessert. Dies gilt vor allem für Betriebe mit Milchvieh- und Schweinehaltung, während Ackerbaubetriebe wirtschaftlich stagnieren. Das Anbaujahr 2017 wird den Landwirten als eines mit extremen Wetter-lagen in Erinnerung bleiben. Im Frühjahr sorgten regionale Trockenheit und Spätfröste für erhebliche Schäden. Später wurden Ernte und Herbstaussaat durch Starkregen und Nässe erheblich erschwert. Auch wenn jahresbedingte Wetterlagen und langfristiger Klimawandel nicht miteinander verwechselt werden dürfen, muss sich die gesamte Agrarbranche mit der Anpassung an veränderte Klima- und Witterungsbedingungen beschäftigen. Die Landwirtschaft ist mit ihren langfristig angelegten Investitionen in besonderem Maße auf stabile rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbe-dingungen angewiesen. Gleichzeitig stehen die Zeichen auf Veränderung. Dafür stehen Stichworte wie Digitalisierung, Tierwohl und Klimawandel. Die Landwirte reagieren auf eine veränderte Nachfrage mit der Initiative Tierwohl und verstärkter Umstellung auf ökologischen Landbau. Dabei erwarten sie eine Politik, die Rahmenbedingungen wissensbasiert setzt.

Hohe wirtschaftliche Leistung

Die Land-, Forstwirtschaft und Fischerei ist als Teil der Volks-wirtschaft in Deutschland nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsbereich. Ihr Anteil an der Bruttowert-schöpfung macht heute (2016) zwar nur 0,6 Prozent und an den Erwerbstätigen rund 1,4 Prozent aus, doch ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft wesentlich größer. Die deutsche Land-, Forstwirtschaft und Fischerei erzielte 2016 einen Produktionswert von 51,1 Milliarden Euro. Das ist erheblich mehr als der Produktionswert des gesamten deutschen Textil-, Bekleidungs- und Schuh-gewerbes mit 22,4 Milliarden Euro, des Papiergewerbes mit 37,9 Milliarden Euro oder der pharmazeutischen Industrie mit 46,2 Milliarden Euro.

Landwirtschaft als bedeutender Wirtschaftszweig

Das Agribusiness hatte in 2016 in rund 750.000 Betrieben insgesamt 4,6 Millionen Beschäftigte. Damit sind rund 11 Prozent aller Erwerbstätigen direkt oder indirekt damit beschäftigt, Menschen mit Essen und Trinken zu versorgen bzw. pflanzliche Rohstoffe für Nicht-Nahrungsmittelzwecke zu erzeugen. Ein Großteil dieser Arbeitsplätze – vor allem in Landwirtschaft, Gastronomie, Handwerk und Einzelhandel– ist im ländlichen Raum angesiedelt. Mit zahlreichen attraktiven Ausbildungsberufen und -plätzen stellt das Agribusiness jeden 10. Ausbildungsplatz in Deutschland. So starten jedes Jahr rund 150.000 junge Menschen im Agribusiness in ihr Berufsleben.

Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise

Die Inflationsrate gemessen an der Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert lag in Deutschland 2016 bei 0,5 Prozent. Das Preisniveau für Nahrungs-mittel stieg mit plus 0,8 Prozent geringfügig stärker an. Für 2017 wird mit einer auf etwa 1,7 Prozent angestiegenen Inflationsrate gerechnet. Mit geschätzten plus 2,8 Prozent fällt der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln überdurchschnittlich hoch aus. Die Verbraucherpreise für Lebensmittel sind über viele Jahre hinweg deutlich langsamer angestiegen als die Verbraucherpreise insgesamt. Von 1991 bis 2007 änderten sich die Verbraucherpreise insgesamt jährlich im Durchschnitt um + 2,0 Prozent und die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel durchschnittlich um + 1,1 Prozent. Nach zwischenzeitlichem starkem Auf und Ab, stiegen die Preise für Nahrungsmittel von Mitte 2010 bis April 2014 deutlich stärker als die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Danach war bei den Lebenshaltungskosten und den darin enthaltenen Kosten für Nahrungsmittel nur noch ein leichter Preisanstieg zu beobachten. Erst seit Ende 2016 zogen die Lebenshaltungskosten und insbesondere die Nahrungsmittelpreise stärker an. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke waren 2016 in Deutschland 6 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt. Besonders hochpreisig waren Nahrungsmittel und alkohol-freie Getränke in Dänemark. Das Preisniveau eines vergleichbaren Warenkorbs lag dort gut zweimal so hoch wie in Polen. Dort erreichte das Preisniveau gerade mal 62 Prozent des EU-Mittels.

Ökologischer Landbau

Im ökologischen Landbau werden möglichst geschlossene betriebliche Kreisläufe angestrebt. Futter und Nährstoffe für Tier und Pflanze sollen weitgehend auf eigener Betriebsfläche erzeugt werden, ein Zukauf externer Betriebsmittel ist stark eingeschränkt und muss bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls aus ökologischer Erzeugung stammen. Der ökologische Landbau verfolgt das Ziel, besonders umwelt-freundlich, bodenschonend und tiergerecht zu wirtschaften. Ökologisch wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe müssen sich mindestens einmal jährlich einer besonderen Kontrolle unterziehen. Ende 2016 wurden 1,25 Millionen Hektar und damit 7,5 Prozent der Agrarfläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Das sind 160.000 Hektar mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe stieg um 2.396 auf 27.132 in 2016. Damit sind 10,0 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland auf Öko-Landbau spezialisiert. Bei der Ausdehnung der Ökoflächen in 2016 liegt Bayern mit einem Plus von 24 Prozent bzw. 55.000 Hektar über dem Durchschnitt, nur noch übertroffen von Sachsen, wo 29 Prozent oder 11.000 ha mehr Bio-Flächen in die Bewirtschaftung genommen wurden. Auch Schleswig-Holstein, Niedersachsen und das Saarland waren mit Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent dabei. Die regionalen Schwerpunkte des Ökolandbaus liegen mit Hessen in der Mitte, mit Bayern und Baden-Württemberg im Süden und Brandenburg sowie Mecklenburg-Vorpommern im Nordosten Deutschlands. Jeweils etwa zur Hälfte wirtschaften die Öko-Betriebe nach dem Standard der EU-Öko-Verordnung oder nach den Standards der Öko-Anbauverbände, deren Mitgliedsbetriebe gut zwei Drittel der Öko-Flächen bewirtschaften.